Deutsche Geschichte ganz persönlich: Dietrich Garstka und eine dramatische Flucht

„Und plötzlich stand der DDR-Volksbildungsminister in unserem Saal!“ anschaulich und spannend berichtete Dietrich Garstka von der letztlich unvermeidbaren Flucht einer Abiturklasse aus der DDR. Fasziniert und gebannt von den mutigen Aktionen der jungen Menschen folgten die zahlreich erschienenen Besucher des 15. Diwan-Gesprächs seinen Ausführungen. Jörg Fischer hatte den Zeitzeugen zuvor im Namen des Fördervereins der Schule begrüßt.

„Wir legten eine Schweigeminute für die Freiheitshelden des Ungarnaufstands 1956 gegen die Sowjetherrschaft ein. Als wir vom Geschichtslehrer und dem Schulleiter deswegen unter Druck gesetzt wurden, den Rädelsführer zu nennen, hielten wir 20 Schülerinnen und Schüler fest zusammen.“ Sie ersannen eine

Jörg Fischer vom Verein Freunde des Goethe-Gymnasiums begrüßte Dietrich Garstka beim 15. Diwan-Gespräch.

 Schülerversion: Wegen des angeblich umgekommenen weltweit bekannten ungarischen Fußballers Ferenc Puskas hätten sie sich erhoben. Doch niemand glaubte ihnen. Auch die Drohungen und Beleidigungen des Ministers halfen nichts. Sein Ultimatum, innerhalb einer Woche den Rädelsführer zu benennen oder sie könnten in der DDR kein Abitur mehr ablegen, zwang die Klasse zum Handeln. Sie flohen aus der Heimatstadt Storkow (Mark Brandenburg) in kleinen Gruppen, voller Angst erwischt zu werden, nach West-Berlin. Von dort per Flugzeug in den Westen, landeten sie an der Bergstraße, „weil es dort so schön sein soll“, wie ein Klassenkamerad wusste.

Untergebracht waren sie in Zwingenbergs Orbishöhe, unterrichtet wurden sie von Lehrern der drei staatlichen Gymnasien als Schüler des damaligen Aufbaugymnasiums, das später Teil der Geschwister-Scholl-Schule wurde. Alle bestanden ein Jahr später das Abitur. – In der sich anschließenden Diskussion gab der Referent lebendig und detailliert auf die zahlreichen Fragen der Zuhörer Antwort. Am folgenden Tag berichtete Garstka, der von Studiendirektor Heinz Löffler eingeladen war, vor Leistungskursen der Oberstufe. Schon jetzt laden wir Sie herzlich ein zum Diwan am 28. Januar 2014: Der Heidelberger Professor Silvio Vietta wird an diesem letzten Dienstag im Januar zum Thema „Siegeszug der Rationalität – Europäische Kulturgeschichte und Globalisierung“ referieren.

Heinz-Jürgen Schocke

Gebannt folgten die zahlreich erschienen Zuhörer den Ausführungen des dynamischen Referenten.

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