Die Katastrophe ruft: THW im Auslandseinsatz

Ulf Langemeier

Naturkatastrophen in allen Ländern der Erde erschüttern uns immer wieder – wo wir meist nur betroffen Anteil nehmen, ist Ulf Langemeier häufig vor Ort im Einsatz. Der frühere Goethe-Schüler ist seit 2005 als hauptamtliches Mitglied beim THW beschäftigt. Als Referatsleiter verantwortet der Maschinenbau-Ingenieur die Bereiche Strategie, Steuerung und Forschung. Zudem ist er Team-Leader in der Schnell-Einsatz-Einheit-Bergung-Ausland (SEEBA). Am 10. März 2020 nahm er auf dem Diwan Platz und berichtete von einigen seiner spektakulärsten Einsätze.

Katastrophen brechen unvermittelt und mit voller Wucht auf die Menschen ein. Ebenso unerwartet kam für Ulf Langemeier seine erste Einsatzleitung: Ende August 2005 fegte Hurrikan Katharina über den südlichen Teil der USA und richtete vor allem in New Orleans verheerende Schäden an. Schnell war der Ernst der Lage klar, und die Bundesregierung bot die Hilfe des THW an. Doch wer rechnete damit, dass diese angenommen werden würde? Tatsächlich war die Lage am 6. September so verzweifelt, dass die USA das Angebot annahm. Kurz darauf starteten neun Galaxy Maschinen vom Flughafen Ramstein. Mit an Bord: Großpumpen, technische Hilfsmittel, die komplette Verpflegung und Ausrüstung des 99 Menschen umfassenden Teams – und Ulf Langemeier als Einsatzleiter.

Anschaulich und sehr persönlich berichtete der Ingenieur von den Herausforderungen vor Ort, dem Gefühl im Laderaum eines riesigen Transportflugzeugs zu sitzen und der schwierigen Organisation vor Ort. Nach sieben Wochen hatte das Team mit den leistungsfähigen Pumpen entscheidend zur Entlastung der kritischen Situation beigetragen und konnte den Rückweg antreten. Doch lange dauerte das Vergnügen zu Hause nicht an. Schon wenige Tage später ging es zum Hilfseinsatz nach einem schweren Erdbeben in Pakistan.

Eines ist klar: Beim THW muss man sich sein Flexibilität erhalten. Langfristige Pläne zu schmieden ist nur schwerlich möglich. Eine große Erleichterung stellen mittlerweile aber das abgestimmte Vorgehen und die internationale Zertifizierung der unterschiedlichen Einheiten dar. Allgemeingültige Standards werden alle fünf Jahre geprüft und vereinfachen die Zusammenarbeit der internationalen Teams im Katastrophenfall.

Bewundernswert ist der Einsatz der mehr als 80.000 ehrenamtlichen Mitglieder des Technischen Hilfswerks allemal. Sie werden von ihren jeweiligen Arbeitgebern für die Einsätze zwar freigestellt, bilden sich aber kontinuierlich in ihrer Freizeit weiter und halten ihr Wissen lebendig. Die Besucherinnen und Besucher des Diwan-Gesprächs zeigten sich allesamt beeindruckt von dem außergwöhnlichen Engagement und brachten in der anschließenden Diskussion zahlreiche Fragen auf, die Ulf Langemeier ausführlich beantwortete. Erneut ein sehr interessanter und kurzweiliger Abend in der Bibliothek des Goethe-Gymnasiums.

Wann mit dem nächsten Diwan-Gespräch gerechnet werden kann, steht noch nicht fest. Die Pandemie hat leider ihre eigenen Regeln, so dass wir zunächst abwarten werden, wann Vorträge wieder möglich sein werden.