Authentisch und kurzweilig – Lissa Anstätt auf dem Diwan

Wer kennt schon Kirgisistan und seine Hauptstadt Bischkek? Vielleicht war das der Grund, warum die Bibliothek des Goethe-Gymnasiums am Dienstagabend sehr gut besucht war. Die ehemalige Schülerin Lissa Anstätt hielt einen Vortrag über ihr Jahr im Freiwilligendienst in Kirgisistan. Überaus abwechslungsreich und sehr ehrlich berichtete sie von ihren Erfahrungen in einem so völlig fremden Land. Einem Land in dem nur wenige privilegierte Menschen fließendes Wasser, Strom und eine Heizung in ihrer Wohnung haben. In dem man mit Englisch und Deutsch nicht sehr weit kommt und das doch eine enorme Faszination hat.

Der erste Schreck ereilte Lissa bei der Ankunft am Flughafen in Bischkek: Ihr Gepäck war weg und niemand verstand Englisch. Ihr Russisch beschränkte sich zu dieser Zeit noch auf die Kenntnis des kyrillischen Alphabets! Situationen wie diese waren für die junge Frau gerade am Anfang ihres Aufenthalts in dem zentralasiatischen Land keine Seltenheit. Doch schnell gewöhnte sie sich ein, lernte fleißig die Sprache und meisterte ihren Alltag.

Die zahlreichen Besucher des Diwan-Gesprächs erhielten von ihr zunächst einen Einblick in das Land. Sie lernten die Einrichtung „Ümüt-Nadjeschda“ (übersetzt Hoffnung) für Menschen mit Handicap kennen, in der sie ihre Freiwilligendienst über den Verein Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. absolvierte und erfuhren, wie schwierig die Lebensumstände gerade für Kinder mit schweren Behinderungen in Kirgisistan sind. Offen schilderte sie aber auch ihre Auseinandersetzung mit dem Freiwilligendienst selbst, ihre eigenen kritischen Fragen, in denen sie hinterfragte, wie viel Zuneigung man den Kindern geben darf, wenn man genau weiß, dass man nach einem Jahr wieder aus deren Leben verschwinden wird. Sie verschwieg auch nicht, die unangenehmen Situationen, die sie aufgrund des so ganz anderen Rollenverständnisses von Mann und Frau durchleben musste. Doch trotz aller Herausforderungen: die Begeisterung ein neues Land, fremde Menschen und ein so anderes Leben kennengelernt zu haben, sprang auf die Zuhörer über und weckte Neugier. Es führte uns allen auch den Reichtum vor Augen, den wir ganz praktisch durch unsere Infrastruktur aber auch durch unsere Freiheit in Deutschland haben.

In Erinnerung bleiben auch die Bilder von den vielen fröhlichen Festen, die Lissa zeigte. Von glücklichen Kindern, die vielleicht nur überlebten, weil sie in dieser Einrichtung einen Platz gefunden hatten. Und es bleiben die spektakulären Naturaufnahmen im Gedächtnis haften, die die unberührte Natur Kirgisistans, die Berge und Seen zeigten. Vor allem der Yssik Kul, der zweitgrößte Bergsee der Welt, zog Lissa in seinen Bann. Gemeinsam mit Freunden und Familie nutzte die junge Frau die Zeit auch dafür, das Kirgisistan und das angrenzende Georgien zu entdecken und empfahl jedem, der die Gelegenheit dazu hat, die gleichen Erfahrungen zu sammeln. Am Anschluss an ihren lebendigen Vortrag stellten viele Zuhörer Fragen – so ging ein kurzweiliger Diwan zu Ende und alle Gäste äußersten sich begeistert über den so facettenreichen Vortrag von Lissa Anstätt. Weitere Informationen zu Lissas Jahr in Kirgisistan finden Sie auch unter http://lissagoeskirgistan.blogspot.de/

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