IG Metall Vorsitzende Christiane Benner präsentiert sich nahbar, authentisch und voller Energie
Christiane Benner ist ehemalige Goethe-Schülerin und heute die Vorsitzende der weltweit größten Einzelgewerkschaft mit ca. 2,1 Millionen Mitgliedern. Am 25. November 2025 folgte sie der Einladung des Fördervereins und nahm auf dem „Diwan“ in der Mensa des Goethe-Gymnasiums Platz. Nach intensiven Gesprächen auf dem Arbeitgebertag in Berlin stellte sie sich am Abend den Fragen der Schülerinnen und Schüler – und startete mit Erinnerungen an ihre eigene Schulzeit. „Das Goethe fand ich großartig. Ich konnte Handball und Theater spielen, mich in der SV engagieren und an der Schülerzeitung mitarbeiten – mich hat das sehr geprägt“, erklärt sie auf Nachfrage dem heutigen SV-Team, vertreten durch Alena Wilms und Nuno Wörrlein.
Die Schulsprecherin und der Schulsprecher waren Teil eines besonderen Diwan-Formats, das der Förderverein gemeinsam mit der Powi-Fachschaft gewählt hatte: Der Diwan-Spezial war unterteilt in drei thematische Blöcke, die alle von Schülerinnen und Schülern vorbereitet und moderiert wurden: Der erste Teil drehte sich um SV-Arbeit und Jugendthemen, es folgte der Block Industrie und Gesellschaft, den Lilith Adler, Niklas Beinker, Mattis Huberti und Kira Popp gestalteten. Zum Abschluss befragten Lina Ross und Marlena Stolz die IG Metall Vorsitzende zu Frauen in Industrie und Führungspositionen.
Das SV-Team präsentierte zunächst die vielfältigen eigenen Projekte, angefangen mit Lebkuchenhaus- Dekorierwettbewerb bis zum Seminar für die Klassensprecherinnen und Klassensprecher. Bei Christiane Benner wurden Erinnerungen an eigene Fundraising-Aktionen wach: “ Ich war fasziniert von Karlheinz Böhm, hatte ihn selbst getroffen, und wir sammelten dann auch Spenden für seine Stiftung.“ Ihre Arbeit in der SV war für sie rückblickend eine wichtige Vorbereitung für den eigenen Lebensweg. Politisches Engagement, kontroverse Diskussionen und das Einstehen für die eigenen Werte ziehen sich durch ihr Leben. Die Gegenüberstellung von SV-Arbeit und Gewerkschaftsarbeit, die das SV-Team vorbereitet hatte, fand sie dementsprechend klasse.
Ernster wurden die Diskussionen im folgenden Block zu Industrie und Gesellschaft: In den vergangenen 12 Monaten fielen im Bereich der IG Metall 50.000 Arbeitsplätze weg. Gerade die metallverarbeitende Industrie kämpft mit den weltweiten Krisen und dem eingebrochenen Absatz der Automobilindustrie. Für die IG Metall Vorsitzende waren die Diskussionen auf dem Arbeitgebertag, der am gleichen Tag stattfand, deshalb enorm wichtig, wie sie betont: „Wir müssen jetzt alle gemeinsam nach vorne schauen und Lösungen finden. Schuldzuweisungen und nur die Devise den Gürtel enger zu schnallen, bringen uns nicht weiter. Es braucht einen klaren Aktionsplan, um die De-Industrialisierung in Deutschland zu stoppen.“ Mit dem Team der IG Metall arbeitet sie an der Weiterqualifikation von Menschen, deren Arbeitsplätze durch die Elektromobilität wegfallen. Sie kämpft dafür, Industrie in Deutschland zu halten, denn eines steht für sie fest: „Wandern die Unternehmen erst einmal ins Ausland ab, sind die Arbeitsplätze für uns verloren.“ Gemeinsam mit der Regierung und den Wirtschaftsvertretungen möchte sie die Zukunft unseres Landes mitgestalten, und bekräftigt: „Konkrete Maßnahmen wie der Industriestrompreis sind wichtig, um den Unternehmen und damit auch den Beschäftigten eine langfristige Planungssicherheit zu geben.“
Gefragt nach dem Standpunkt der Gewerkschaft zum Verbrenner-Aus erklärt sie deshalb ganz klar: „Die Automobilbranche ist für Deutschland von enormer Bedeutung. Wir sind uns hier der Verantwortung für unsere Mitglieder und deren Familien bewusst und schlagen deshalb vor, auch nach 2035 hybride Fahrzeuge zuzulassen.“
Frauen in Führungsrollen ist für sie ein wichtiges Thema und dass wir als Gesellschaft daran arbeiten müssen, zeigte auch der Faktencheck, den die beiden Schülerinnen mitbrachten: Nach wie vor sind nur 30% aller Führungskräfte in Deutschland weiblich, der Frauenanteil in umsatzstarken Industrien mit gut bezahlten Jobs ist leider noch sehr gering und gleichzeitig wird das traditionelle Rollenbild international bestärkt. Für Christiane Benner gibt es hier nur eine Lösung: „Wir brauchen Frauenquoten, nur dann können wir verhindern, dass immer wieder Männer die kommenden Führungskräfte aus den eigenen Reihen wählen. Und machen wir uns eines klar: Die Frauen, die in Spitzenpositionen kommen, sind wirklich gut. Selbst wenn sie Quotenfrauen sind, an ihrer Qualifikation gibt es keinen Zweifel.“ Innerhalb der IG Metall wird eine Frauenquote von 30% über alle Ebenen hinweg konsequent durchgesetzt, obwohl der Frauenanteil der Mitgliederschaft selbst deutlich geringer ist.
Christiane Benner ermutigt alle Frauen, Neues auszuprobieren, sich nicht an traditionellen Berufen und Branchen zu orientieren. Die Metall- und Elektrobranche zahlt gute Löhne, was sich später auch in höheren Renten auszahlt. Gerade die Altersarmut ist bei Frauen immer noch ein riesiges Problem. Nur mit mehr Vollzeitbeschäftigung und besseren Verdienstmöglichkeiten lässt sich diese verhindern.
Die Schülerinnen und Schüler in der fast vollständig besetzten Mensa sowie die zusätzlichen Gäste erlebten eine authentische IG Metall Vorsitzende, die sich begeistert zeigte von dem enormen Engagement der Schulgemeinde. Ihre positive Ausstrahlung und der Wille zur Veränderung prägten diesen Diwan-Spezial: Vielen Dank vom Förderverein für diese großartige Vorbereitung und den inspirierenden Abend!












